Barmer Köpfe
Bredt, Wilhelm August
Edler Sinn, humanes Wesen und vielfältige Leistungen
Foto: Stadtarchiv Wuppertal
Foto: Sammlung Wolfgang Nicke
Nur Großstädte haben einen Oberbürgermeister! Der erste Barmer Oberbürgermeister hieß Wilhelm August Bredt. Trotz seiner recht langen Amtszeit von 1857 bis 1879 fand sich scheinbar in seinem Wirkungsort keine Straße, die an ihn erinnert. Dabei stammt Bredt aus einer der angesehensten Barmer Familien. Der Barmer Verschönerungsverein benannte einen Platz am Höhenweg im Barmer Wald nach dem Ehrenbürger: Bredthöhe.
Leben in den Dörnen
Zu den Männern im Bergischen Land, die sich zu wichtigen Zielen bekannten, mit eigenen Kräften Neues zu schaffen, Vorhandenes fortzusetzen und zu verbessern, aber auch trotz starkem Tatendrang das Führen von Menschen nicht vergaßen, wird Geheimrat Bredt gezählt. Wilhelm August Bredt (Rufname August) entstammte einer schon seit Jahrhunderten in Barmen ansässigen Familie, die ihren Namen vom Hof „in der Bredde“ herleitet. Sie hatte fast nur Kaufleute in ihren Reihen. Aber auch mütterlicherseits bekam der am 16. März 1817 – vor 204 Jahren – geborene Wilhelm August Tradition mit auf den Weg; Johanne Charlotte war eine geborene Rübel, ein hierzulande wohlklingender Name mit Wohnsitz auf dem Gebiet des einstigen Dörner Hofes. Unter- und Oberdörnen sind Straßennamen, die noch an vergangene Zeiten erinnern. Die ersten Lebensjahre verbrachte der junge Bredt mit seinen drei Geschwistern im Haus Bredt-Rübel, das sich direkt gegenüber vom Glockenturm der St. Antonius-Kirche befand und um 1964 von einem Parkhaus überbaut wurde. Es war Richtung Wupper von Bleichen umgeben war. 1854 hat August Bredt die Krefelderin Amalie von der Leyen geheiratet.
Regent für Barmen
Am 9. Dezember 1854 wählte ihn der Barmer Stadtrat zum Bürgermeister, doch Bredt trat die Stelle zunächst nur provisorisch an, um seinen Posten in Berlin nicht zu verlieren. Am 2. Oktober 1855 wurde er dann doch, als Nachfolger von Bürgermeister Hermann Florenz Theodor Windhorn, in sein Amt eingeführt, aber erst zwei Jahre später zum Regierungsrat und Oberbürgermeister ernannt. Unter Bredts Regie entwickelte sich Barmen von einer Land- zur Fabrikstadt; die Frühindustrialisierung stand in voller Blüte und die Bevölkerungszahl explodierte.
Aufbruch in Barmen
1855 hatte Barmen 41.000 Einwohner, 1879 schon 95.000. In Bauwerken drückte sich der Fortschritt aus: neues Rathaus (1873-76), Stadttheater (1874), Johannis- und Wichlinghauser Kirche (1866), Immanuelskirche (1867), Friedenskirche (1869). Die vereinigte „Latein- und Realschule“ erhielt 1861 ein neues Gebäude am Bahnhof; Gymnasial- und Realunterricht wurden getrennt und die Wupperfelder Realschule 1875 errichtet. Große Bemühungen Bredts galten der Errichtung einer Handwerker- bzw. „Gewerbeschule“, die schließlich 1863 eröffnet wurde. Volksschulen widmete der Oberbürgermeister seine besondere Fürsorge. Er formte das ganze Schulwesen mit. Einfluß hatte Bredt auch auf die verkehrliche Entwicklungen, von der Eisenbahn bis zur Pferdestraßenbahn. Arbeiterschutz, Armenhilfe, Landschaftsschutz (Gründung des Barmer Verschönerungsvereins), Musik (Konzertgesellschaft), Kunst (Kunstverein) und Wissenschaft (Verein) waren weitere Aufgabenfelder. 1866 arbeitete der OB beim Kampf gegen die Cholera-Epidemie mit. Der Krieg von 1870/71 sah Bredt mit an der Front.
Anerkennung und Umzug an den Rhein
Für sein Wirken im Interesse Barmens erhielt Wilhelm August Bredt Anerkennung von Bürgerschaft, Regierung und König. Die Ernennung zum Geheimen Regierungsrat war so ein Zeichen. Als die zweite, zwölfjährige Amtsperiode ablief, entschloß sich der Oberbürgermeister zum Eintritt in den Ruhestand. Am 30. September 1879 verabschiedete er sich von Stadtrat und Bevölkerung. Er erhielt die Ehrenbürgerwürde und zog nach Honnef am Rhein um, wo er am 23. März 1895 starb. Zuvor hatte er jedoch noch Ämter im Siebengebirgsverein und Honnefer Verschönerungsverein übernommen, gründete eine Lungenheilanstalt und wurde gar „Vater des Siebengebirges“ genannt. Seine letzte Ruhe hat er in der inzwischen aufgelassenen Familiengruft des Unterbarmer Friedhofes gefunden. Zuletzt ist davon nur noch sein Grabstein übrig geblieben, um dessen Erhalt sich die junge Johann Victor Bredt-Gesellschaft bemüht.