Barmer Köpfe

Hoffmann, Erich

 

Erich Hoffmann leitete das Planetarium in den Barmer Anlagen

Foto: Sammlung BVV

Als das Barmer Planetarium vor 95 Jahren, am 18. Mai 1926, am Fuße der oberen Anlagen eröffnet wurde, war es das modernste und größte Planetarium der Welt und mit einer Carl-Zeiss-Jena-Optik ausgestattet. „Keines der bald überall in Deutschland und der Welt entstehenden Planetarien wies einen solchen Einklang mit der umgebenden Natur auf“, schrieb Hans Joachim Hybel in seinem Aufsatz im Buch „Barmer Südstadt“, dass Hans Joachim de Bruyn-Ouboter 1994 herausgegeben hat. Heute erinnert nahe der Bushaltestelle Barmer Anlagen in der Unteren Lichtenplatzer Straße ein Findling mit Infotafel an diese fortschrittliche Einrichtung. Der Abriss hätte nach Meinung mancher Zeitzeugen nicht sein müssen, weil der bauliche Zustand so schlecht nicht gewesen sei. Immerhin: ein Riss zog sich nach dem Angriff auf Barmen am 30. Mai 1943 durch die große Kuppel und nach dem Zweiten Weltkrieg war das Inventar gestohlen worden.

Der Barmer Oberbürgermeister Dr. Paul Hartmann, auch Vorstandsmitglied im Barmer Verschönerungsverein, begründete die Notwendigkeit des Planetariums: Anschauungsmittel für Schülerinnen und Schüler, einzigartiger Anziehungspunkt, Bildungsmittel schaffen. Jedenfalls musste Hartmann Verwaltung, Stadtverordnete und Bürgerinnen und Bürger angesichts der schlechten städtischen Finanzlage überzeugen.

Als wissenschaftlichen Leiter des Planetariums gewann die Stadt den Lehrer am Barmer Realgymnasium Sedanstraße, Dr. Erich Hoffmann. Dr. Hoffmann wurde am 4. Juni 1888 im thüringischen Henneberg geboren. Mathematik und Physik studierte Hoffmann in Jena. Die Dissertation datiert vom 28. März 1912. Seine guten Verbindungen zur Firma Zeiss nutzte Hoffmann schließlich bei der Beschaffung der Technik für das Planetarium. Zunächst trat Hoffmann im Herbst 1920 seinen Dienst am Gymnasium Sedanstraße an.

Mit Begeisterung nahm Hoffmann seine Berufung als wissenschaftlicher Leiter am neuen Barmer Planetarium an. Herz des Planetariums war das Projektionsgerät, ein übermannshoher hantelförmiger Apparat, der von der Firma Carl Zeiss Jena entwickelt wurde. Die Hantel, trotz der 1,7 Tonnen Masse vielseitig schwenkbar in einem futuristisch anmutenden fahrbaren Gestell, trägt in den Kugelköpfen je 16 Projektoren für weit über 8.000 Fixsterne, 18 Lichtwerfer für die Galaxien und Sternhaufen, sowie für den hellsten Fixstern Sirius. Prototyp für viele Instrumente in aller Welt.

In seinem „Belegplan“ drückte sich die große Vielfalt der Verbände und Vereine auf, denen er und seine Mitarbeiter astronomisches Wissen, aber auch das Gefühl von Ehrfurcht vor dem Universum und seinem Schöpfer, vermittelten: Volkshochschule, Beamtenbund, Verein ehemaliger Kriegsgefangener, Barmer Bildungsverein, Hausfrauenbund, Rotter Männerchor, Katholischer Gesellenverein, Unterbarmer Posaunenchor, Schulklassen aus Barmen, Essen, Werl und Unna, Verband der Kinderreichen, Gewerkschaftsführer. Für Freidenker, die Baptistenjugend und die Germanische Glaubensgemeinschaft standen die Türen ebenso offen.

Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen und kategorisch „Vorträge über Wehrpolitik“ verlangten, machte sich Dr. Erich Hoffmann unbeliebt.

Als sein Herzleiden immer stärker wurde, musste Hoffmann seine Arbeit in Schule und Planetarium reduzieren. Er fand noch die Zeit, vorbildliche Lehrpläne für den Astronomie-Unterricht zu entwickeln.

Am Freitag, 5. August 1938, hat Erich Hoffmann seine Augen für immer geschlossen. Seine Tochter Margot Sundermann (11. Juli 1926-13. September 2000) hat die Erinnerung an ihren Vater bewahrt und dafür gesorgt, dass der Denkstein in den Barmer Anlagen aufgestellt wurde.

In der Tradition des fortschrittlichen Gymnasiums wurde unter Leitung von Lehrer Hans Joachim Hybel ein Geopfad angelegt, der vom Brunnen an der Werther Brücke den Werth durchzieht. Mehrere Tafeln vermitteln auf dem Planetenweg astronomisches Wissen. (Wikipedia: Astropfad Wuppertal)