Barmer Köpfe
Herzog, Paul
Paul Herzog steuerte den Heidter Bürgerverein durch schwere Zeit
Foto: Sammlung BVV
Dem früheren Vorsitzenden des Heidter Bezirksvereins, Bernard Böger, und heutigen Vorsitzenden des Heidter Bürgervereins (Name seit 2003), Hermann-Josef Brester, verdanken wir die Erinnerung an Paul Herzog.
Bürgerengagement
Am 8. Mai 1904 wurde der Heidter Bürger- und Bezirksverein gegründet. Die Gründungsversammlung fand in der Gaststätte Wilhelm Klein in der Heckinghauser Straße statt. Den ersten Vorstand bildeten Ernst Wahl, Ernst Pixberg, Paul Brand, Albert Kötting und die Beisitzer Walter (oder Paul?) Herzog, Hugo Kromberg, Hermann Müller, Rudolf Seekopp, Rechtsanwalt Dr. Orgler und Branddirektor Schulz. Als Zweck des Vereins bestimmten die Gründungsväter, „…die allgemeinen Interessen des Heidts zu vertreten. Der Verein will Mittler sein zwischen der Bevölkerung seines Bezirks und den amtlichen Stellen. Ferner soll durch ihn die Liebe zur Heimat und zur Natur und der Gemeinschaftssinn gepflegt werden. Der Verein steht auf überparteilicher und überkonfessioneller Grundlage.“ Als erster Vorsitzender leitete Paul Herzog (5. November 1876 bis 4. April 1956) den Verein von etwa 1914 bis in die Nationalsozialistische Zeit lange Jahre den Bürgerverein. Im Jahre 1937 wurde von Paul Herzog in der im Zweiten Weltkrieg zerstörten ehemaligen Barmer Stadthalle, die in den unteren Anlagen stand, ein Vortrag „Der Heidt von anno dazumal“ gehalten. In der NS-Zeit wurde die Arbeit von Bürgervereinen unterdrückt oder gar stillgelegt.
Paul Herzog persönlich
Der am 5. November 1876 auf dem Barmer Heidt geborene Paul Herzog war in Vereinen und Organisationen des Baugewerbes stark engagiert. So war er vor 1933, dem Jahr der nationalsozialistischen Machtübernahme, über zehn Jahre Obermeister der Baugewerkinnung. Diesen Posten musste er niederlegen, weil er den Führenden der NSDAP nicht genehm war. Von 1945 bis 1950 war Herzog erneut Obermeister, dann Ehrenobermeister. Am 4. April 1956 ist er einem Herzschlag erlegen. Hermann Josef Brester, einer von Herzogs Nachfolgern: „Für den Heidt und die Barmer Südstadt hat er eine sehr große Bedeutung, weil der die Geschichte nicht nur erforschte und sein Wissen in Vorträgen weitergab, sondern 1911 auch in einer Broschüre publizierte und damit für die Nachwelt festhielt. Alle, die nach ihm die Südstadt exakt beschreiben wollten, verdanken Paul Herzog viel!“
Neubeginn
Die Geißel des Krieges hatte nicht nur unermessliches Leid über die Familien gebracht, die den Verlust ihrer nächsten Angehörigen an den Kriegsfronten und durch Luftangriffe beklagten, sie hatte auch infolge des Luftkrieges die Städte und Verkehrsanlagen vernichtet. Mehrere Jahre nach Kriegsende fassten einige Bürger den Entschluss, den Heidter Bürgerverein wieder aufleben zu lassen, um die Wünsche und Lebensnotwendigkeiten der Bürger den Behörden vorzutragen und dort wirksam zu vertreten. Es ging in dieser Zeit um alles: Wohnungen für die Menschen, Räume für Ärzte und Apotheker, Aufbau der Geschäfte zur Lebensmittelversorgung, Verkehrseinrichtungen in dem Bezirk, um nur einige der wichtigsten Probleme anzusprechen. Nach langen Beratungen und Verhandlungen genehmigte Oberstadtdirektor Dr. Hans Bremme als Verwaltungschef der Stadt Wuppertal im März 1949 ausnahmsweise – wegen der zu dieser Zeit noch bestehenden besonderen Auflagen – die Wiederaufnahme der Vereinsarbeit im Heidter Bürgerverein (als erstem Bürgerverein im Gebiet der Stadt Wuppertal). Am 30. März 1949 wurde im weißen Saal der Gaststätte Herhaus in der Unteren Lichtenplatzer Straße die erste öffentliche Nachkriegsversammlung des Heidter Bürgervereins abgehalten und gewählt: Ferdinand Grunow (1. Vorsitzender), Wilhelm Lumpe (2. Vorsitzender), Erwin Kötting (Schriftführer), Hans Kötting (Kassierer) und als Beiratsmitglieder: Franz Schollasch, Karl Rahmann, Willi Jungfer, Oskar Schmidt, Hermann Hund und Karl Köhler. Diese neue Führungsgruppe des Heidter Bürgervereins stand vor der Lösung vielfältiger Aufgaben. In kurzer Zeit ließen sich über 400 Heidter Bürger als Mitglieder einschreiben.
Lesetipp
„Der Heidt“, seine Geschichte und seine Entwicklung“, Vortrag von Paul Herzog, gehalten im Mai 1911 im Heidter Bezirksverein, Barmen 1911. Nachdruck Barmen 1979.