Barmer Köpfe

Ibach, Rudolf

 

Rudolf Ibach und die außergewöhnliche Dicke-Ibach-Treppe

Foto: Sammlung BVV

Sein Rufname war Rudolf, doch komplett hieß er Peter Adolf Rudolph Ibach und wurde am 30. Januar 1843 geboren. Er ist ein Spross der berühmten Pianofortefabrik Ibach. Seinen in Kürze anstehenden Geburtstag nutzt der Barmer Verschönerungsverein zu einer Erinnerung, denn die von ihm mit initiierte Dicke-Ibach-Treppe gilt wegen ihrer ungewöhnlichen Kombination von Treppe und Aussichtsplattform mit Pavillon zumindest im Rheinland als einmalig. Rudolf Ibach war Ehrenmitglied im BVV.

Klavier- und Orgelbau

1869 entschloss sich P. A. Rudolph Ibach, die Klavierfabrikation vom handwerklichen Orgelbau zu trennen und gründete als eigenes Unternehmen die Firma Rud. Ibach Sohn. Seine Firma führte er in das industrielle Zeitalter des Klavierbaus, wodurch der Betrieb bald erheblich expandierte. Außerdem begründete Ibach den Vertrieb über den Einzelhandel; als Handwerksbetrieb hatte die Firma zuvor alle Instrumente direkt an den Kunden vertrieben. Mehrere Ehrenpreise auf den Weltausstellungen von 1869, 1873 und 1879 festigten seinen Ruf, die verliehenen Titel eines „Hoflieferanten Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen der Niederlande“ (1876) und des „Königlichen Hofpianoforte-Fabrikanten“ beim preußischen Hof trugen zum Ruhm der Firma bei. 1874 wurde eine Dependance in Köln gegründet. Ibach erbaute 1876 neue Fabrikgebäude in Barmen in der Nähe des Barmer Bahnhofs, woran noch heute die dortige „Ibachstraße“ erinnert. 1879 folgte eine Ibach-Vertretung in London. 1882 schließlich erwarb Ibach ein neues Gelände in Schwelm, auf dem er eine neue Fabrik für den Bau von jährlich bis zu 4.000 Instrumenten errichten ließ. Noch 1869 hatte der Betrieb am vorigen Standort nur 70 Instrumente hergestellt. Die neue Schwelmer Fabrik war bis 2007 Produktionsstandort des Unternehmens.

Ibach war Mitglied in verschiedenen Kulturfördervereinen seiner Heimatstadt, so im Barmer Kunstverein oder der 1872 gegründeten Barmer Stadttheater-Aktiengesellschaft und in mehreren Gesangsvereinen. Ab 1871 sammelte Ibach Musikinstrumente, die er erstmals 1888 in seiner Wohnung, später in der Klavierfabrik als Museum der Öffentlichkeit zugänglich machte. Außerdem gründete er 1889 über der Vertretung in Barmen die erste Wuppertaler Musikbibliothek. Die Sammlung mit über 150 Exponaten wurde 1907 an Wilhelm Heyer in Köln verkauft und gelangte schließlich ins Leipziger Musikinstrumentenmuseum, wo ein Teil während des Zweiten Weltkriegs verbrannte. Die übrig gebliebenen Exponate sind heute noch Teil der Sammlung des Grassi-Museums für Musikinstrumente der Universität Leipzig[1].

Ibach starb 1892 während eines Kuraufenthalts in Herrenalb und hinterließ den Betrieb seiner Frau und den heranwachsenden Kindern. Seine Witwe führte die Firma zunächst weiter. 1905 übernahm der Sohn Albert Rudolf Ibach in vierter Generation den Betrieb. Rudolf Ibach der Ältere wurde auf dem Unterbarmer Friedhof beigesetzt.

Welcher Rudi wars denn nun?

Im Blick auf die von ihm mit Friedrich Wilhelm Dicke 1897 gestiftete Dicke-Ibach-Treppe philosophiert Bernd Lamprecht, Mitglied in der BVV-Kommission „Erinnerungskultur“: „Unser Rudi war seit der Schulzeit mit Fritz Willi Dicke befreundet. Vermutlich hat er zu Lebzeiten (gestorben am 31. Juli 1892) seinem Freund Geld für den Baum der Treppe an der Joseph-Haydn-Straße (bis 1935: Richard-Wagner-Straße) zur Verfügung gestellt. Ein weiterer A. Rudolf Ibach (1873-1940), wird der Sohn gewesen sein, doch mit 24 Jahren war er wohl nicht Initiator der Treppe. Aber vielleicht hat er sich im Andenken an seinen Vater (?) gemeinsam mit Dicke, der an der Ecke Waldemar-/Joseph-Haydn-Straße (früher: Weberstraße 2) eine Villa gebaut hatte, für den Treppenbau eingesetzt.“

Foto: Sammlung BVV

Besitzverhältnis lange unklar

Die Dicke-Ibach-Treppe an der Josef-Haydn-Straße, die bis 1935 Richard-Wagner-Straße hieß, ist eine Stiftung der Freunde Friedrich Wilhelm Dicke (er war auch Stifter der Treppe zwischen Turn- und Ottostraße und der Straßenrampe Waldemarstraße) und Rudolf Ibach an die bis 1929 selbstständige Stadt Barmen, wie Forschungen von Hans Joachim de Bruyn-Ouboter, dem verstorbenen 2. Vorsitzenden des Bergischen Geschichtsvereins und Beiratsmitglied des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, ergaben. Beide Herren waren Vorstandsmitglieder des Barmer Verschönerungsvereins und haben fleißig mit Grundstücken im Barmer Süden gehandelt. Dicke und Ibach hatten bereits 1889 die Brüninghaus‘schen Waldungen an den BVV verkauft. Der Inschrift nach wurden Denkmal und Treppe 1897 errichtet, doch bisher belegen keine Unterlagen dieses Datum. Hundert Jahre später wurde klargestellt, dass der BVV Eigentümer der Treppe ist, weil sie sich auf seinem Grund und Boden befindet. 1933 wurde die Treppe um ein Bronzerelief „Jesus heilt ein misshandeltes Tier“ ergänzt. Das Werk von Reinhold Kübart schenkte Johann Caspar Engels, wohnhaft Richard-Wagner-Straße 27, dem Tierschutzverein.

Die Dicke-Ibach-Treppe wurde in den 2000er Jahren in zwei Etappen saniert, zunächst mit einer erheblichen Spende der Familie Ibach, zuletzt mit Mitteln der NRW-Stiftung.