Barmer Köpfe
Langlie, Carsten
Für die Geschichte des Toelleturms, Wuppertals höchstem öffentlichen Ort, hat Professor Dr.-Ing. Carsten Langlie einen wesentlichen Beitrag geleistet.
Foto: Sammlung BVV
Der Professor für Bauwesen an der Bergischen Universität Wuppertal hat ein Gutachten (Sanierungskosten 600.000 DM) erstellt und bei der Sanierung des Barmer Wahrzeichens persönlich die Bauaufsicht (Architektur, Statik) geführt und dem Barmer Verschönerungsverein einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Aus vielen kleinen und großen Spenden, von Bürgern, Vereinen, Firmen, Stadt, Land und Stiftungen, setzte sich schließlich die knappe Million Mark zusammen, die dann auch zur Finanzierung notwendig war. Seit 2000 sieht der Turm an der Hohenzollernstraße wie neu aus – außen ist er allerdings auch neu gemauert worden.
Leben
Carsten Langlie wurde am 2. Januar 1938 in Oslo/Norwegen geboren und starb am 4. Februar 1996, vor bald 25 Jahren, in Wuppertal. Er hinterließ seine Frau Gudrun und die Söhne Björn (Diplom-Psychologe) und Per (Diplom-Ingenieur für Bauwesen). Carsten Langlie ist leidenschaftlich gern im Oslofjord gesegelt und machte mit großer Begeisterung in seiner ersten Heimat Norwegen im Winter Ski-Langlauf.
Unvergessen …
Zum 20. Jahresgedächtnis (WZ 2016) erinnerte Per Langlie an seinen Vater Professor Dr.-Ing. Carsten Langlie (Universitätsprofessor, Prüfingenieur für Baustatik): „Als Sohn eines Apothekers und einer Zahnärztin in der norwegischen Stadt Horten am Oslofjord aufgewachsen, begann er das Studium zum „Sivilingenieur‘‘ in Trondheim und erhielt schon bald ein Stipendium in Deutschland. So kam er nach Braunschweig und später nach Berlin, wo ihm der Doktorgrad verliehen wurde und er am Kurfürstendamm sein erstes Ingenieurbüro für Baustatik eröffnete. Es folgte der Ruf an die Bergische Universität in Wuppertal. Mit Leidenschaft lehrte und forschte er hier als Ordinarius für Baukonstruktion und Bauphysik. Nachdem er Prüfingenieur für Stahl-, Holz- und Massivbau wurde, unterhielt er zudem ein Prüfingenieur-Büro in Bielefeld. Seinen Beruf liebte er nicht zuletzt wegen der abwechslungsreichen Herausforderungen. Als Gutachter, Konstrukteur und Statiker war er auch international bekannt und gefragt. So konstruierte er z. B. Offshore-Anlagen vor Barcelona und der norwegischen Küste, war als Fachmann beim Neubau der Universität von Jeddah in Saudi-Arabien oder der Stabilisierung des Felsendoms in Jerusalem gefragt. Wegen seiner Kenntnisse als Sachverständiger für Kunststoffe im Bauwesen konnte er den ursprünglichen Fassaden-Entwurf der Berliner Philharmonie beeindruckend umsetzen. Großprojekte, wie die Tiefkühlzentrallager Wunsdorf, Reken und Heppenheim waren seine letzten.
Besonders am Herzen lag ihm jedoch die Rettung des Toelleturms! Denn obwohl er die Bindung zu Norwegen nie verlor, wurde Wuppertal doch zu einer liebgewonnenen Wahlheimat, in der er sich sehr wohl fühlte. Am 4. Februar 1996 ging sein Leben viel zu früh zu Ende und er wurde in Düssel begraben. In großer Dankbarkeit, und unvergessen – von so vielen!“
Wegbegleiter erinnert an großartige Leistung
Dr. Hans-Joachim Vits, langjähriges BVV-Vorstandsmitglied, erinnerte sich im Oktober 2020: Der Toelleturm konnte nach fast zehnmonatiger Bauzeit am 11. August 1990 wieder eröffnet werden. Die Pläne dafür stammten von Herrn Professor Dr.-Ing. Carsten Langlie, die er ohne Honorar angefertigt hatte. Herr Professor Langlie hatte sich durch die schwierige Sanierung der Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin einen Namen gemacht. Herr Plutte und ich als Schatzmeister sind mehrfach in Düsseldorf unterwegs gewesen und konnten Zuschüsse von der NRW-Stiftung und dem Land Nordrhein-Westfalen akquirieren, für die Gesamtkosten von einer knappen Million DM. Ernst-Günter Plutte konnte 430.000 DM an öffentlichen Mitteln einwerben, sowie 490.000 DM sonstige Spenden. Die Wiedereinweihung erfolgte unter großer Beteiligung in fröhlicher Stimmung.“