Barmer Köpfe
Rittershaus, Emil
Heimatdichter und Texter des westfälischen Heimatliedes
Foto: Stadt Wuppertal
In ihrem 1991 im Born-Verlag erschienenen Buch „Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal“, das längst als Standardwerk gilt, hat Ruth Meyer-Kahrweg über Emil Rittershaus und sein Denkmal berichtet: Emil Rittershaus wurde am 3. April 1834 in Barmen, Kuhler Rotte 640, geboren und starb am 8. März 1897 in der Beckmannshofstraße, die wenige Wochen nach seinem Tod auf seinen Namen umgetauft wurde. Er wird als Dichter und Kaufmann, Bürger und Künstler, Schwärmer und Idealist, Freimaurer und Christ charakterisiert. Man feierte ihn als großen Redner, ohne den im ausgehenden 19. Jahrhundert kaum ein nationaler Gedenktag gefeiert werden konnte, dem er nicht seine Stimme lieh und den er nicht verherrlichte.
Der Dichter
Emil Rittershaus war ein im 19. Jahrhundert über die Grenzen Wuppertals bekannter Schriftsteller. Er war befreundet mit dem Freiheitsdichter Ferdinand Freiligrath, der ebenfalls in Barmen wohnte und von 1837 bis 1839 bei der Firma Friedrich von Eynern & Söhne arbeitete. Zur Zeit der bürgerlichen Revolution 1848 schrieb Rittershaus gesellschaftskritische Gedichte („Der Kaiser braucht Kanonenfutter“). Zusammen mit Carl Siebel, der wiederum ein Freund Friedrich Engels‘ war, gründete er Anfang der 1850er Jahre den „Wupperbund“. Später verfasste er vorrangig deutschnationale und heimatverbundene Gedichte und Lieder (z.B. „Ein deutsches Herz“, „Westfalenlied“), sowie Genre-, Familien- und Liebespoesie, die von der Ablehnung der Alltagsrealität und dem Rückzug ins Private geprägt ist.
Foto: Klaus-Günther Conrads
Das Denkmal
Am 20. Juni 1900 versammelte sich eine große Menschenmenge in den Barmer Anlagen (Barmer Verschönerungsverein, www.barmer-anlagen.de), um das Denkmal für Emil Rittershaus zu enthüllen. Geschaffen wurde es von seinem Schwiegersohn Professor Friedrich Schaper, Berlin. Nach einem Umzug hat die lebensgroße Figur einen würdigen Platz am Rande einer Birkenallee gefunden.
Das Standbild wurde in der Gießerei Martin & Piltzing in Berlin gegossen und den Sockel aus schwedischem Granit lieferte die Firma Kessel & Röhl in Berlin. Bei der Sammlung für das Denkmal waren 26.162,12 Mark zusammengekommen, die Ausgaben betrugen aber 30.132,94 Mark. Der fehlende Betrag wurde von der hiesigen Freimaurerloge „Lessing“ überwiesen. Während der nationalsozialistischen Zeit mussten die Freimaurerembleme am Denkmalsockel entfernt werden. Die fortschreitende Materialknappheit im Zweiten Weltkrieg führte dazu, dass das Bronzestandbild eingeschmolzen werden sollte. Ein Mitglied der Familie veranlasste aber, dass es auf einem Bauhof der Stadt Wuppertal versteckt wurde. Und so konnte es am 8. März 1947, zum 50. Todestag von Emil Rittershaus, wieder auf den Sockel gestellt werden. Der im Krieg beschädigte Sockel wurde gedreht, so dass die früher vordere Inschrift Emil Rittershaus 1834-1897 nun hinten zu lesen ist. Vorne wurde eine Tafel neu angebracht: Emil Rittershaus, dem Dichter und Menschenfreunde errichtet im Jahre 1900.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
1954 wurde zum 120. Geburtstag des Dichters der im Krieg abhanden gekommene Spazierstock kurzerhand durch ein Gasrohr ersetzt. Der 150. Geburtstag von Emil Rittershaus war Anlass einer Gedenkfeier, zu der die Gesellschaft Concordia und die Johannisloge „Hermann zum Lande der Berge“ und der Bergische Geschichtsverein in die Räume der Concordia eingeladen hatten.
Im Anschluss daran wurde am Denkmal in den Barmer Anlagen die von den Logen gestiftete Gedenktafel enthüllt, deren Inschrift: „Ihrem Meister vom Stuhl 1877-79 und 1883-1889, Freimaurerlogen Hermann zum Lande der Berge, Lessing, im Wuppertale als Stifterinnen“ mit dem Emblem der Freimaurer, Hammer und Winkelmaß, abschließt. Ausgeführt wurde die Tafel in Granit Balmoral durch die Steinmetzwerkstatt Walter Bardolatzy in Unterbarmen.