Barmer Köpfe - BVV Vorsitzende

Otto Budde Senior und Junior

Der vierte Vorsitzende im Barmer Verschönerungsverein

Foto: Sammlung BVV

Textilfabrikanten und Förderer – Otto Budde Senior und Junior In der Barmer Familie Budde war der Vorname Otto obligatorisch. Eigentlich handelte es sich nur um den dritten Vornamen nach Ernst Wilhelm, der jedoch zum Rufnamen wurde. Otto Budde und sein Sohn waren Besitzer der Stückfärberei Budde & Müller bzw. Otto Budde & Co. Der Senior lebte vom 12. Oktober 1834 bis 10. August 1905. Der Junior wurde am 3.3.1868 geboren und verstarb am 7.7.1936. Von 1913 bis 1932 war Letzterer der vierte Vorsitzende von bisher neun des Barmer Verschönerungsvereins. Otto Budde sen. hatte die 1885 eingeweihte „Budde-Treppe“ am unteren Ende der Eichenallee zwischen dem oberen Teil der Barmer Anlagen und dem Ringeltal, die später durch eine Fußgängerbrücke über die stark befahrene Untere Lichtenplatzer Straße ersetzt wurde, gestiftet. 1931 wurde die Eichenallee, deren Neupflanzung von 1995 bis 1998 erfolgte, nach Otto Budde jun. benannt.

Foto: Familienarchiv

In leitender Funktion 1865 beschloss der geheime königliche Kommerzienrat Wilhelm Meckel, auf seinem Fabrikareal im sogenannten Bezirk Springen in der später nach ihm benannten Meckelstraße eine Stückfärberei für halbwollene und baumwollene Breitgewebe einzurichten. Damals waren im Tal bestehende Futterstoff-Webereien sehr erfolgreich. Nachdem der vorherige kaufmännische Leiter der Zeche „Margarete“ in Bochum, Otto Budde sen., die kaufmännische und Hermann Müller die technische Leitung übernommen hatten, nannte Meckel das neue Unternehmen „Budde & Müller“. Nach dem Rückzug von Hermann Müller blieben der später Königlich preußische Kommerzienrat Otto Budde sen. zunächst als Mieter und Geheimrat Meckel als Grundstückseigner und stiller Gesellschafter dem Unternehmen treu. Aufgeschlossenheit und Fortschrittlichkeit Trotz zunächst fehlender Sachkenntnis auf dem Gebiet der Färberei zeigte Otto Budde sen. Verständnis und große Aufgeschlossenheit für technische Neuerungen. Er stellte als erster Betrieb in Wuppertal in Zusammenarbeit mit der AEG den Antrieb der Maschinen von ortsansässigen Dampfmaschinen auf Elektromotoren um. Durch seine persönlichen Beziehungen zu leitenden Persönlichkeiten der deutschen Post bekam die Firma Budde & Müller als Firmentelefon die Nummer „1“ im ersten Telefonnetz der Stadt Barmen. Die Marke „Zanella“ 1885 trat Rudolf Ziersch nicht in die väterliche Türkischrot-Färberei Ziersch & Neuhoff ein, sondern zusammen mit seinem Schulfreund Otto Budde jun. in den Betrieb Budde & Müller Im Springen. In dieser Zeit produzierte die Firma begehrte Futter-, Steppdecken- und Schuhstoffe, die aus Baumwollkette und Kammgarnschuss bestanden und unter dem Namen „Zanella“ bekannt wurden. 1895 wurde Rudolf Ziersch durch eine Kapitaleinlage Mitinhaber, sodass Otto Budde sen. 1896 den Betrieb von der Witwe des Geheimrats Meckel käuflich erwerben konnte. Absprachen unter Wettbewerbern Im selben Jahr änderte die Stückfärberei und Appreturanstalt ihren Namen in Otto Budde & Co. Schon 1894 war Otto Budde sen. ein Vertrag mit vier Barmer Konkurrenten gelungen, in dem feste Preise vereinbart worden waren, die sogenannte Färberkonvention. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten im und nach dem Ersten Weltkrieg ging es der Firma bis zum Ende der 1920er Jahre überwiegend gut. Trennung Anfang der 1930er Jahre kam es zu nicht lösbaren Unstimmigkeiten zwischen den Teilhabern Otto Budde jun. und Rudolf Ziersch, sodass eine Trennung unausweichlich wurde. Die Firma Otto Budde & Co. verblieb in den Händen der Familie Ziersch und entwickelte sich in den folgenden Jahren zum Unternehmen Wuppertaler Textilveredlung Rudolf Ziersch Söhne KG. Prinzipal alten Schlags Otto Budde sen. galt als ein Original alten Schlags, eine robuste Unternehmerpersönlichkeit mit Durchsetzungsvermögen. Über diesen Patriarchen kursierten zahlreiche Geschichten. Pünktlichkeit und Disziplin am Arbeitsplatz galten ihm als oberstes Prinzip und so brachte er das junge Unternehmen schnell zu Ansehen und Erfolg. Aufgrund seiner Korpulenz hatte er an seiner Kalesche, eine leicht gebaute Kutsche, ein besonders verstärktes Trittbett anbringen müssen. Um sein Gewicht zu reduzieren befand sich im Vorzimmer seines Privatbüros ein Gerät in Form eines elektrisch betriebenen Pferds, auf dem er täglich in den Arbeitspausen seine Übungen verrichtete. Nachfolger und Mäzen Otto Budde jun. sah dem Vater zwar sehr ähnlich, galt seinem Wesen nach jedoch als weitaus verbindlicher. Früh wurde er auf die Nachfolge vorbereitet und trat 1889 als Prokurist in die Firma Budde & Müller ein. Der Junior galt als hochmusikalisch und widmete sich in seiner Freizeit dem Klavierspiel. Lange Jahre hatte er das Amt des ersten Vorsitzenden der Barmer Konzertgesellschaft inne, die er mit Geschick und Sachkenntnis leitete. Er war verantwortlich für die Symphonie- und Chorkonzerte, die im großen Saal der Gesellschaft Concordia stattfanden und über die Grenzen Wuppertals hinaus bekannt wurden. Zu bekannten Dirigenten und Sängern unterhielt er persönliche Beziehungen und fungierte anlässlich von Konzerten als Gastgeber in seinem Haus in der Ottostraße 5, direkt an den Anlagen des Barmer Verschönerungs- vereins gelegen. Manche Musiker hatten ihm viel zu verdanken. Als Mäzen im wahrsten Sinne des Wortes war er mit seiner verbindlichen Art und der obligatorischen Blume im Knopfloch – meist eine weiße Nelke – bekannt und geachtet. Verheiratet war Otto Budde jun. mit Elisabeth Wegner, Tochter des damaligen Barmer Oberbürgermeisters Friedrich Wilhelm Wegner. Sohn Kurt, der zweiälteste von vier Söhnen, erbte die Musikalität des Vaters, wurde Komponist, Dirigent und später Dozent an der „Staatlichen Musikhochschule“ in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof an der Lüttringhauser Straße in Ronsdorf.