Barmer Köpfe

Luhn, Pauline

 

Paulinenruhe erinnert an die Frau des Seifenfabrikanten Luhn

Foto: Sammlung BVV

Paulinenruhe erinnert an die Frau des Seifenfabrikanten Luhn

Sophia Pauline Wink wurde am 12. Dezember 1841 geboren. Gestern wäre sie 179 Jahre alt geworden. Für den Barmer Verschönerungsverein ein guter Anlass, an die Namensgeberin und den Stifter für einen Ruhe- und Aussichtsplatz im Barmer Wald zu erinnern. Damals, 1914, war drum herum noch kein Wald und eine weite Sicht über die Konradshöhe hinaus möglich.

1865 heiratete Sophia Pauline Wink den Seifenfabrikanten August Luhn, mit dem sie sechs Söhne und eine Tochter bekam. Pauline Luhn war fast schon eine Managerin, denn sie forderte ihren Mann August auf: „Mache Dich selbstständig! Wenn Du morgen wieder keinen Mut hast, selbst zu kündigen, dann gehe ich zu Deinem Chef und kündige für Dich.“ August folgte dem klugen Rat seiner Frau und kündigte.

Die Fabrik

Die Seifenfabrik Luhn wurde am 8. Januar 1869 gegründet und war zeitweise die größte und modernste Fabrik ihrer Art mit Sitz in der Schwarzbach. Dort wurde zunächst Schmierseife hergestellt, für Sauberkeit für Mensch und Haus. Im Laufe der Jahre weiterte sich die Produktion aus. Bis 1972 war Luhns ein reines Familienunternehmen, da nach und nach die Söhne einstiegen. Nach 1972 wurde Luhn in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, wechselte die Besitzer. 2013 wurde die Produktion in Oberbarmen aufgegeben.

Pauline

Pauline Luhn war Neuem sehr aufgeschlossen. Sie schickte alle Söhne in die USA, um dort neue Erfahrungen zu machen. So soll sie auch die „Seifenflocken“ „erfunden“ haben, damit sich die Seife bei der „großen Wäsche“ schneller auflöste.

Sohn Peter war der einzige, der nicht in der Firma tätig war. Er wurde Drucker und gründete 1896 eine Druckerei, wo wohl auch die Reklame für Luhns gedruckt wurde. Ein Kochbuch wurde für zwei Mark verkauft. Peters Sohn Hans Peter wanderte in die USA aus, war dort ein bekannter Erfinder, beispielsweise bei IBM. Er erfand die Luhn Algorythmen und KWIC Indexierung, wichtig für die Entwicklung der Computer.

Krankheitsbedingt ließ sich Pauline fast täglich im Rollstuhl zu einem Aussichtspunkt nah am Toelleturm fahren, um die Aussicht zu genießen. Seit der Jahrhundertwende lebte die Familie in einer großen Villa in der Sachsenstraße 18. Das Haus wurde am 30. Mai 1943 durch einen Bombenangriff zerstört. Pauline starb am 8. Juli 1911 in ihrer Villa.

Foto: Kerstin Boß

Zu ihrem Gedenken ließ ihr Mann August 1914 im Barmer Wald, unweit vom Höhenweg, einen Aussichtsplatz anlegen und mit Bänken ausstatten: die „Paulinenruhe“. Die Söhne sorgten mit weiteren Zuwendungen für den Erhalt dieses Plätzchens, dessen schöne Weitsicht durch wachsende Bäume verstellt wurde.

August Luhn starb am 17. Dezember 1915, beide sind auf dem Friedhof Heckinghauser-/ Brändströmstraße beigesetzt.

Die Sachsenstraße 18 und 18a

1995 haben Peter und Karla Krah das halbe Grundstück Sachsenstraße 18 gekauft und bekamen die Haus-Nr. 18 a. Etwas später erfuhr das Paar, dass dort die Villa der Familie Luhn, die im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, gestanden hat. Der Bagger fand beim Graben ein Fundament und hatte plötzlich Reste eines Kellers unter seiner Schaufel. Es war Luhns Keller gewesen. Nach fünf Jahren zogen Krahs in die Hohenzollernstraße 24. Einer von Paulines Söhnen bewohnte bis zum Bombenangriff Haus-Nr. 22. Seit 2017 wohnt Karla Krah in der Emilstraße. Der Name Luhn lässt sie nicht los: Einer von Paulines Enkeln – Günter Luhn – hat in der Emilstraße 92 gewohnt.

In der BVV-Kommission „Erinnerungskultur“ hat Karla Krah die Patenschaft für „ihre Pauline“ übernommen und schlüpft bei öffentlichen Anlässen in Paulines Rolle.